Hobo Tour 6.8.2009 – der Hanzpeter und die Bea

Stein am Rhein und die Sicht des Vogels

Stein am Rhein und die Sicht des Vogels

Als ich höite früh aufgewacht bin hielt ich mich für einen Rockenrollstar. Was nun wie ein Gedächtnisschwund strübster Art und Weise klingt ist keiner. Denn mein Gedächtnis war geschwunden, dass ich nicht mehr wusste was für ein Tag höite ist und wie der Ort häisst wo wir konzertieren. Deshalb wusste ich, dass mein Gedächtnis nicht geschwunden ist, und ich ein Rockstar bin, weil das Gedächtnis geschwunden ist. Kompliziert, sozusagen eine Metaebene, chunnschdrus?
Und ich habe auch gemerkt, dass ich nicht der äinzige bin, der das nicht wusste, niemand mehr hatte eine Anhung, das Leben auf Tournee hat unz gezäichnet. Also tschalpten wir umher umher auszufinden wo wir sind. Als wir ans Rheinufer gelangt sind, kam eine Fee auf uns zu und hat uns gelobet für das einwandfreie Konzert in Wagenhausen und wollte uns zur Anerkennung auf ihre Yacht einladen. Wir haben gezögert, weil wir uns nicht wie Rockenrollstars benehmen wollten wo zwischen den Konzerten yachtlen gehen. Schliesslich war Gedächtnisschwund schon genug Indiz für Rockenrollstar, man muss ja nicht immer mit der Tür ins Haus fallen.
Und ausserdem wollte der Gainsbourg nicht so recht wegen der Chlorallergie, die ihm schon den Wasserrutschbahnkontest in Rorschach verunmöglicht hat. Als dann der Looping im Duden herausgefunden hat, dass es im Rhein gar kein Chlor gäbe, machte sich sofort der Verdacht breit, dass der Gainsbourg nicht schwimmen kann. Sofort hängte sich der Sozialarbeiter Lehcim an den Traumapazienten. Der wollte aber gar keine Auskumpft geben und als er schliesslich noch das Sisasugg verlor musste er äinfach aufs Schiff mitkommen.

Der Hanzpeter und die Bea waren ganz grosszügige Gastgeber und auch deren Sprössling Wiktor liess sich durch unsere Präsenz nicht stören. Wir haben uns ja auch bemüht diskret zu bleiben. Ausser der Stone ging dem Hanzpeter wohl ein bizzeli auf die Nerven, indem er ihn immer über Motorenchabis ausgefragt hat. Schliesslich stöierte der Hanzpeter das Boot auf den Untersee wo er Anker warf und wir durften baden gehen.
Sofort hatten wir lustige Männerspiele parat. Zum Bäispiel wer am dooftsten Reingumpen, wer die dickste Wasserbombe machen, wer am längsten die Luft anhalten oder einen Stein vom Seegrund holen konnte. Der Gainsbourg hat dann immer vom Boot aus die Schüri gespielt. Beim letzten Spiel hat es aber Unstimmigkeiten gegeben, weil der Stone keinen Stein vom Boden getaucht, aber einen Fisch gefangen hat. Der Gainsbourg hat das höcher prömiert als einen Stein zu tauchen, weil schwieriger und wir waren da alle anderer Mäinung, weil Abmachung, chunnschdrus? Und wir sagten einander schlimme Wörter wie dings… ähm, das kann ich hier jetzt nicht sagen, aber es geht so in die Richtung „Bernjurassier!“. Auf jedenfalls ging ein Geschubse los.
Und der Dolby sagt noch höite es wäre ein Zufall gewesen im Gerangel, aber wir glauben er hat es mit Absicht getan um der gainsbourgschen Chlorallergie auf den Grund zu gehen. Jedenfalls stolperte der Gainsbourg nach einem Dolbyhieb über die Reling und landete im Untersee…

…unser Verdacht hat sich bestätigt, denn der Gainsbourg begann zu strampeln und zu zablen – nach Bandarzt Dr. Looping sind dies klare Anzeichen für Disnatazionie (zu Döitsch: Nichtschwimmfähigkeit)! Obwohl der Gainsbourg uns allen viel bedöitet, haben wir bei seinem Gestrampel und Gefuchtel alle Angst um unser eigenes Leben gehabt und haben Sisasugg gemacht wer ihn rausholen gehen müsse. Der einzige, der in der Lage gewesen wäre (und dessen Name aus rechtlichen Gründen hier nicht genannt werden sollte) hat mit dem Hanzpeter über Motore fach gesimpelt. Und wie der Lehcim als Verlierer des Sisasuggs hervorging, sahen wir gerade, wie der Gainsbourg vom Seegras in die Tiefe gezogen und vom Dunkelgrün des Untersees verschluckt wurde.
Wir machten uns Vorwürfe und auch Sorgen. Ich mäine er war der einzige mit Zugang zum Bandkonto! Der Hanzpeter vertröstete uns mit halluzinogenen Substanzen zur Schockverarbeitung.

Und wir schwebten alle in den surrealen Tiefen des Untersees, welcher blubberte und blubberte. Plötzlich realisierten wir, dass das Blubbern nicht in unseren Köpfen war, sondern aus den Tiefen des Sees kam. Das Blubbern wurde intensiver und zum Vorschein kam des Gainsbourgs Haupthaar, danach die beiden ausgestreckten Hände und sein breites Grinsen. Und unter ihm das Antlitz einer bezaubernden Meerjungfrau mit samtenen roten Haar, edler weisser Haut und nackten Brüsten. Der Gainsbourg zeigte mit dem Finger in Richtung Wagenhausen und schwebte auf dem Rücken der Meerjungfrau davon.
Uns blieb allen die Spucke weg, einzig der Manuell sah die Meerjungfrau und sprang ins Wasser.
Dr. Looping versuchte uns die Situazion zu erklären und führte es auf den Konzum von halluzinogenen Substanzen zurück. Er hat aber auch xagt, dass es vorkommen kann, in depressiven Zuständen Wunschsituazionen zu sehen und spielte auf meinen Gedächtnisschwund an, was mich wiederum erzürnte.
Wir hatten nur eine Möglichkeit dies rauszufinden: Der Hanzpeter schoss mit dem Boot an den Anlegeplatz nach Wagenhausen, wo wir vom Gainsbourg mit einem breiten Lachen empfangen wurden. Wir waren alle sehr erleichtert! Einzig die Meerjungfrau war weg. Der Manuell war sehr entöischt!

Stein am Rhein und die Sicht des Fisches

Stein am Rhein und die Sicht des Fisches

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